1. Fortschreibung des Integrierten Klimaschutzkonzepts des Kreises Coesfeld
In seiner Sitzung am 16.12.2020 hatte der Kreisausschuss des Kreises Coesfeld beschlossen für 2021 die finanziellen Mittel für eine Fortschreibung des ersten Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzepts des Kreises Coesfeld bereit zu stellen. Im April 2021 konnte zusammen mit der energielenker project GmbH der gemeinsame Erarbeitungsprozess beginnen und am 7.12.2022 mit dem Beschluss des fortgeschriebenen Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzepts im Kreistag abgeschlossen werden.
Erarbeitungsprozess
Die Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzeptes wurde im Zeitraum von April 2021 bis November 2022 zusammen mit der energielenker projects Gmbh erarbeitet. Sie umfasst die Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz als Grundlage für weitere Analysen im Bereich Klimaschutz. Hierzu dienten verschiedene Abfragen innerhalb der Kreisverwaltung, vor allem aber auch bei vielen externen Akteuren, wie z.B. Energieversorgern und Netzbetreibern im Kreisgebiet. Diese lieferten die Daten um eine Bilanz sowie eine Potenzialanalyse zu erstellen und in den Handlungsfeldern Klimaschutz, Energieeffizienz, erneuerbarer Energien, Abfallwirtschaft und klimafreundliche Mobilität den Stand durchgeführter bzw. geplanter Maßnahmen festzustellen. Im Prozess der Fortschreibung wurden immer wieder Politik, wichtige Akteurinnen und Akteure sowie Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Coesfeld beteiligt. Hierzu wurde auch eine Onlineumfrage durchgeführt, an der 271 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Der Kreistag beschloss am das fortgeschriebene Klimaschutzkonzept am 7.12.2022 (SV-10-0731).
Bilanzierung
Der tatsächliche Energiebedarf des Kreises ist für die Bilanzjahre 2016 bis 2019 erfasst und bilanziert worden. Die Energiebedarfe werden auf Basis der Endenergie und die THG-Emissionen auf Basis der Primärenergie anhand von Life Cycle Analysis (LCA)-Parametern beschrieben. Die Entwicklung auf dem eigenen Kreisgebiet lässt sich damit gut nachzeichnen. Ein interkommunaler Vergleich ist häufig nicht zielführend, da regionale und strukturelle Unterschiede hohen Einfluss auf die Energiebedarfe und THG-Emissionen von Landkreisen und Kommunen haben. Zur Bilanzierung wurde die internetbasierte Plattform „Klimaschutzplaner“ verwendet, die speziell zur Anwendung in Kommunen entwickelt wurde. Bei dieser Plattform handelt es sich um ein Instrument zur Bilanzierung des Energieverbrauchs und der THG-Emissionen. Im Rahmen der Bilanzierung der Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen des Kreises Coesfeld wird der vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) entwickelte „Bilanzierungs-Standard Kommunal“ (BISKO) angewandt.
Im Jahr 2017 betrug der Endenergiebedarf des Kreises Coesfeld insgesamt 5.324.483 MWh. Im darauffolgenden Jahr 2018 waren es 5.394.855 MWh. Im Bilanzjahr 2019 stellt der Endenergiebedarf mit 5.478.590 MWh den höchsten Endenergiebedarf in der betrachteten Zeitreihe dar. Insgesamt hat sich der Endenergiebedarf. Der Verkehrssektor macht mit 44 % den größten Anteil am Endenergiebedarf ausmacht, gefolgt vom Sektor Haushalte mit 33 %. Der Wirtschaftssektor (Zusammenfassung der Bereiche GHD und Industrie) macht einen Anteil von 23 % aus. Der Endenergiebedarf der Kommunalen Einrichtungen macht lediglich 0,1 %. gegenüber dem Jahr 2017 um rund 2 % vergrößert. Im Jahr 2017 sind entsprechend im Kreis Coesfeld 1.676.839 t CO2-Äquivalente ausgestoßen worden. Im zeitlichen Verlauf von 2017 bis 2019 lassen sich leichte Schwankungen in den THG-Emissionen feststellen. So stieg der Ausstoß im Jahr 2018 auf 1.737.803 t CO2-Äquivalente, bevor er im Bilanzjahr 2019 wieder auf 1.703.363 t CO2-Äquivalente sinkt. Im Bilanzjahr 2019 entfällt der größte Anteil mit 45 % der THG-Emissionen auf den Sektor Verkehr. Es folgen die Sektoren Haushalte mit 30 % und Wirtschaft mit 25 %. Die kommunalen Einrichtungen machen mit 0,1 % an den THG-Emissionen des Kreises Coesfeld den mit Abstand geringsten Anteil aus.
Neben den Energiebedarfen und den THG-Emissionen sind auch die erneuerbaren Energien und deren Erzeugung im Kreisgebiet von hoher Bedeutung. Im Folgenden wird auf den regenerativ erzeugten Strom des Kreises Coesfeld eingegangen. Zur Ermittlung der Strommenge, die aus erneuerbaren Energien hervorgeht, wurden die Einspeisedaten nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) genutzt. Die Einspeisemenge deckt im Ergebnis bilanziell betrachtet, bereits einen Anteil in Höhe von 74 % vom Strombedarf des Kreises Coesfeld. Der Anteil am gesamten Endenergiebedarf betrug im Jahr 2019 dagegen lediglich 11 %.
Potenziale, Szenarien und Zielsetzungen
Der Kreis Coesfeld hat sich zum Ziel gesetzt bis spätestens 2040 klimaneutral zu werden. Dieses realistische und doch ambitionierte Ziel beruht auf wissenschaftlichen Analysen und auf Faktoren wie der Verfügbarkeit von notwendigen Schlüsseltechnologien, Verfügbarkeit von notwendigen Ressourcen sowie politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese sind schwer vorherzusagen. Auch mögliche Technologiesprünge und globale Entwicklungen (Kriege etc.) sind in den Szenarien und Zielsetzungen nicht zu berücksichtigen. Es werden alle Anstrengungen von Kreisseite unternommen in den nächsten Jahren im Einflussbereich der Kreisverwaltung alle zur Verfügung stehenden Potenziale zu nutzen die Klimaneutralität im Kreis Coesfeld früher als 2040 zu erreichen. Die Kreisverwaltung und ihre Tochterunternehmen möchten beispielhaft vorangehen und bis spätestens 2035 klimaneutral werden.
Maßnahmen und Umsetzungsfahrplan
Das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept von 2015 umfasste 40 Maßnahmen in acht Themenfeldern. Diese Maßnahmen wurden überprüft und in vielen Fällen angepasst bzw. aufgrund ihres Erfolges fortgeführt. Natürlich wurden auch neue Maßnahmen ergänzt, sodass nun 69 Maßnahmen den zentralen Teil der Fortschreibung bilden. Mit der Umsetzung der Maßnahmen wurde an vielen Stellen schon begonnen. Auch die Themenfelder wurden neu zugeschnitten:
- Bildung für nachhaltige Entwicklung
- Klimagerechte Mobilität
- Klimaschonend wirtschaften
- Energieversorgung
- Nachhaltiges Bauen und Sanieren
- Abfall- und Kreislaufwirtschaft
- Klimaneutrale Kreisverwaltung
- Klimarelevante Maßnahmen im Umwelt- und Naturschutz
- Interkommunale Zusammenarbeit
Wie es weitergeht
Das Klimaschutzmanagement des Kreises Coesfeld koordiniert nun die Umsetzung der Maßnahmen. Dabei soll das fortgeschriebene Klimaschutzkonzept nicht als abgeschlossener Meilenstein verstanden werden. Wenn Ergänzungen hilfreich und sinnvoll zur Erreichung der Klimaschutzziele des Kreises Coesfeld beitragen können, werden diese natürlich dem Konzept hinzugefügt. Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern sind willkommen und können an Politik und Verwaltung gerichtet werden. Das Klimaschutzmanagement wird beständig über den Fortschritt bei der Umsetzung berichten.
Weitere Informationen
Das Energie- und Klimaschutzkonzept des Kreises Coesfeld können Sie im Folgenden herunterladen: 1. Fortschreibung des Klimaschutzkonzept für den Kreis Coesfeld
Als Ansprechpartner rund um das Thema Klimaschutz beim Kreis Coesfeld steht Ihnen Herr Cornelius Dahm per Telefon (02541) 189117 oder E-Mail klimaschutz@kreis-coesfeld.de zur Verfügung.
Ergebnisse der Online-Umfrage zur Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises Coesfeld
271 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Umfrage teil, deren Ergebnisse nun in die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes einfließen. Etwa 73 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass Klimaschutz für sie generell einen hohen Stellenwert hat.Zudem fühlen sich 79 Prozent bereits heute moderat bis stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Hier stehen vor allem die zunehmenden Hitzeperioden, Trockenheit und Dürre im Vordergrund. 73 Prozent rechnen entsprechend auch mit negativen Auswirkungen auf ihre persönlichen Lebensbedingungen. Vor allem im eigenen Haushalt, aber auch in der Freizeit und im Beruf werden viele Menschen mit dem Thema konfrontiert. Von der Kreisverwaltung wünschen sich die meisten eine Unterstützung und Bewerbung von privaten Initiativen im Themenfeld Klimaschutz. Auch weitere Fachvorträge und Beratungsangebote zu spezifischen Klimaschutzthemen werden genannt. In diesem Bereich bietet der KlimaPakt Kreis Coesfeld bereits gut laufende Veranstaltungsformate wie den KlimaDialog, das KlimaForum und den EnergieDialog an. Wir werden diese Formate natürlich für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Coesfeld weiterentwickeln
, erläutert Kreis-Klimaschutzmanagerin Kira Funcke, die den KlimaPakt betreut.
Laut Online-Umfrage sind die Bürgerinnen und Bürger an den Themen Fördermittel für private Haushalte, Gebäudemodernisierung und Mobilität besonders stark interessiert. Die Ergebnisse zeigen ebenfalls in der Bevölkerung einen hohen Bedarf an Energieberatung, was im Hinblick auf die akute Energiekrise nicht erstaunt. 52 Prozent der Befragten, die auch Wohneigentum besitzen, planen zudem mehr oder weniger konkret eine energetische Gebäudesanierung durchzuführen. Die Teilnehmenden sind auch in anderen Bereichen während der letzten drei Jahre vermehrt aktiv geworden. So nutzten sie z. B. öfter das Fahrrad für ihre alltäglichen Wege oder verbesserten ihre Energieverbrauchsgewohnheiten.